Corona-Ausstellung der Helmholtzschule

Alexander Borisch
Helmholtz-Schule Leipzig
ZAW Leipzig

Kunst kommt von Corona!

Die nun schon längere Zeit währende Corona-Pandemie ist zugegebenermaßen für alle eine enorme Herausforderung, mitunter auch große Belastung. Dies ist unstrittig, andererseits waren Krisen schon immer auch der Ausgangspunkt zahlreicher schöpferischer Entwicklungen. Dies belegt nicht zuletzt auch ein Kunstprojekt, das wir im zurückliegenden Frühjahr an der Helmholtzschule Leipzig – Oberschule der Stadt Leipzig – durchgeführt haben.

Es war die Idee unseres Kunstlehrers, Herrn Lieberodt, dass es doch eine gute Möglichkeit wäre, die Erfahrungen des ersten Schul-Lockdowns in künstlerischer Weise aufzuarbeiten. Das von ihm, gemeinsam mit Marit van der Woude, Referendarin an der Helmholtzschule, initiierte Vorhaben adressierte die Schüler:innen unserer Klassen sieben bis neun, die aufgefordert wurden, kreativ den Dingen Ausdruck zu verleihen, die sie gerade wie auch zurückliegend beschäftigten. Aufgrund der seinerzeitigen Coronaverordnung musste natürlich alles im Homeschooling sowie im Austausch über Lernsax geplant und umgesetzt werden. Ziel war es dabei, eine Ausstellung zu organisieren, welche die Vielfalt der subjektiver Verarbeitungsprozesse auf Seiten der jungen Menschen aufzeigen sollte.

Auch ich als Praxisberater der Schule suchte nach einer Möglichkeit, mich in dieses tolle Projekt mit meinen Anliegen der Berufsorientierung einzubringen – aber wie? Die Ideenentwicklung hierfür begann dann mit einem wilden Brainstorming zwischen mir und dem Kunstlehrer der Helmholtzschule. Ich fahndete nach Ansätzen, wie ich am besten die Frage nach den Wunschberufen der Kinder kreativ mit in das Vorhaben einfließen lassen könnte. So ohne Betriebs- oder Berufsfelderkundungen, dachten wir, ist es ja total schwer, sich in etwas hineinzuversetzen und dann auch noch Vorstellungen zu entwickeln, ob und wie das ein möglicher Wunschberuf sein könnte.

„Lass sie doch etwas aufs Papier bringen und dazu ein Plakat machen.“ „Oh ja, das klingt gut“, höre ich uns auch heute noch sprechen. „Plakate kennen wir ja alle viele, aber was spricht die Jugend an?“, warf unser Kunstlehrer in den Raum. „In der heutigen Zeit müsste das schon was mit TV oder Internet zu tun haben“, stellte ich daraufhin fest. Herr Lieberodt, der bekannt dafür ist, immer gute Ideen zu haben, sagte plötzlich: „Ich habe da noch eine alte Schablone von Kenny, Du weißt, der aus South Park.“ Daraufhin schmunzelte ich – die Idee war geboren und sie schien brillant!

Wir nahmen die ca. 30 Schüler:innen, die sich für das Teilprojekt interessierten, "beiseite" und erklärten ihnen via Lernsax unseren anvisierten Beitrag zum Kunstprojekt der Schule: Die "Auserwählten" unseres Projektes sollten sich je ein DIN A3 Blatt nehmen, hierauf eine zuvor ausgeschnittene Figur des South Park-Kennys aufkleben und sie entsprechend ihres jeweiligen Wunschberufes einkleiden.

Darüber hinaus war es der Auftrag an die Teilnehmenden, die zentralen Merkmals des entsprechenden Berufes zu recherchieren und sodann aufzuschreiben. Hierfür bekamen die Schüler_innen einige Anregungen mit an die Hand – schulische Voraussetzungen, Ausbildungsdauer, Verdienstmöglichkeiten, mögliche Ausbildungsstellen/-orte sowie erwartbare Anforderungen waren zu notieren. Zudem sollten sie sich auf der Grundlage folgender Fragen mit ihrem Wunschberuf auseinandersetzen:

  • Was gefällt mir an dem Beruf?
  • Wie stelle ich mir die Arbeitswelt in dem Berufsfeld vor?
  • Kenne ich jemanden aus meinem sozialen Umfeld, die_er diesen Beruf ausübt?
  • Wo kann ich mich über den Beruf näher informieren?

Für den gesamten Arbeitsauftrag erhielten die Teilnehmer_innen zwei Wochen Zeit. Alle begannen nun fleißig an ihren Kenny-Kunst-Projekten zu arbeiten und es war sehr beeindruckend, 14 Tage später die gut 30 Abschlussergebnisse zu sehen. Unser Kunstlehrer staunte nicht schlecht, wie kreativ die Schüler:innen geworden sind. Mein Gewinn lag v. a. darin, dass ich die Jugendlichen auf diese Weise noch einmal genauer, auch was ihre beruflichen Ambitionen anbelangt, kennenlernen durfte.

Das Beste an der ganzen Sache war aber schließlich, dass unsere Schule es ermöglichte, dass alle Kunstprojekte, die unter dem Motto "School Down" entstanden waren, also auch die, welche in unserer Künstler:innengruppe erarbeitet wurden, in eine Ausstellung aufgenommen wurden. Dort fanden sich natürlich auch noch ganz andere tolle und kreative Werke – so wurden z. B. Bilder von berühmten Künstler:innen in live nachgestellt, Corona-Boxen, in welche die Jugendlichen ihre Corona-Erlebnisse verpackten, gebastelt und sogar ein musikalisches Projekt umgesetzt.

Initiiert von der Schulsozialarbeit wurden zudem Schlagwörter wie Schlagzeilen entwickelt und auf Plakate gebracht, welche die Corona-Erfahrungen repräsentieren bzw. reflektieren sollten. Die große Ausstellung fand in der Zeit zwischen dem 3. und 17. Juli 2020 im Jugendclub der Helmholtzschule statt. Nahezu alle Lehrkräfte und eine Vielzahl der Schüler_innen nutzten die Chance, die Ausstellung zu besuchen. In Anbetracht der Coronaverordnung war es natürlich notwendig, die relevanten Schutzmaßnahmen einzuhalten, die Hände zu desinfizieren, Masken zu tragen und sich nur in Kleingruppen durch die Ausstellungsräume zu bewegen. Allerdings harmonierte dieser Umstand ausgesprochen stark mit all den Kunstwerken, welche sich des Themas "Lebens in Coronazeiten" angenommen hatten.

Abschließend bleibt zu sagen, dass das Projekt eine tolle Erfahrung darstellte und zeigen konnte, dass zum einen ein gutes Team aus engagierten Lehrkräften, Schulsozialarbeit, Jugendclub und Praxisberatung so Einiges auf die Beine stellen kann, zum anderen, dass das Thema Berufsorientierung an ganz viele Themen, z.B. auch Kunst und Corona, anschlussfähig ist.


Ein großer Dank geht nochmals an alle Mitwirkenden der Helmholtzschule, die zum Erfolg des Projektes beigetragen haben!