Virtuelle Berufsorientierungsmesse „YouZubi 2020“ vom 16. bis 17. Dezember 2020
Alexander Schindler
Oberschule Taucha
Transfer Personalberatung Leipzig
Rückblickend auf unsere virtuelle „YouZubi 2020“-Berufsorientierungs-(BO)-Messe an der Oberschule Taucha kann ich eigentlich nur sagen, dass ich unglaublich froh bin, dass alles so gut funktionierte und bei den Schüler_innen und Referent_innen sehr gut ankam; und dies, obwohl die ganze Sache zweimal durch Corona kurz vor der Absage stand. Aber ich fange besser am Anfang an.
Schon im September des letzten Jahres begannen wir, als ganz frische Praxisberater_innen an der Oberschule in Taucha, die BO-Woche vor den Weihnachtsferien zu planen, welche in einer abschließenden BO-Messe ihren Höhepunkt finden sollte. Die Veranstaltung würde, davon gingen wir aus, zum dritten Mal am Standort der Oberschule stattfinden. Die Idee war, dass alle teilnehmenden Unternehmen und Einrichtungen an den vorgesehenen vier Tagen jeweils einen 90-minütigen, praxisnahen Unterrichtsblock übernehmen und am letzten Tag einen Messestand in der Turnhalle der Schule ausgestalten sowie verantworten sollten. Ziel war es dabei, den teilnehmenden Schüler_innen einen differenzierten und möglichst realitätsnahen Einblick in zukünftige Ausbildungsmöglichkeiten zu bieten.
Wir bekamen zu Beginn die Liste der Ansprechpartner_innen aller teilnehmenden Unternehmen aus dem Vorjahr von unserer BO-Lehrerin Frau Hennig, und fingen nun an, sehr, sehr viele E-Mails zu schreiben. Die Messlatte lag hoch, denn wir sollten, wie im letzten Jahr, Referenten_innen von mindestens 30 Unternehmen sowie Berufsschulzentren gewinnen und das möglichst aus der Region. Um noch mehr Unternehmen zu finden, die an potenziellen Auszubildenden interessiert sein könnten, nutzten wir zusätzlich die Praktikums- und Ausbildungsdatenbank der Stadt sowie die Aussteller_innenliste der BO-Messe „Ausbildung gut für die Region“. Darüber hinaus kontaktierten wir die Betriebe, bei denen unsere Schüler_innen zurückliegend Praktika absolviert hatten. Auch die IHK Leipzig bot uns bereitwillig ihre Hilfe an.
Parallel arbeiteten wir uns in das BO-Konzept der Schule ein und stellten fest, dass diese bereits unterschiedlichste Unterstützung von der Firma AzubiProfis erfuhr, etwa dass der Schule kostenlose BO-Infotafeln mit Flyern zur Verfügung gestellt oder die Umsetzung der vorangegangenen BO-Messen von hier aus engagiert unterstützt wurde. Wir kontaktierten darum das Unternehmen und von jetzt an verstärkte Maria Janus tatkräftig unser Orga-Team. Schnell stellten wir fest, dass die Kommunikation via E-Mail oft nicht zielführend war. Deshalb machten wir fortan alles telefonisch oder sogar persönlich aus und fassten die wichtigsten Modalitäten im Nachgang in einer E-Mail zusammen. Innerhalb weniger Wochen gelang es uns so, mehr als 20 Referent_innen bzw. Aussteller_innen für die vorgesehenen Unterrichtsblöcken und die Messe zu akquirieren.
Kurz vor den Herbstferien rief Frau Tautz, die BO-Referentin der IHK zu Leipzig, an und fragte, ob unsere Präsenzveranstaltung überhaupt stattfinden könne. Vor dem Hintergrund des Pandemiegeschehens riet sie uns, ggf. auch über eine alternative Online-Variante nachzudenken und in diesem Falle dann den Landkreis Nordsachsen mit ins Boot zu holen, der mit diesem Format schon positive Erfahrungen sammeln konnte. Tatsächlich wurde dann der Zutritt zur Oberschule Taucha für Schulfremde kurz nach den Ferien coronabedingt untersagt. Jetzt war es also höchste Zeit, unser Projekt in adäquater Weise umzuplanen. Gesagt, getan: Wir kontaktierten Frau Schleicher von der Regionalen Koordinierungsstelle Berufs- und Studienorientierung des Landkreises Nordsachsen und erhielten so auch schnell Unterstützung von Seiten der Fachkräfteallianz Nordsachsen sowie von der Firma KlickNet aus Delitzsch, die bereits zuvor die Online-Plattform „virtuelle nordsächsische Fachkräftesafari“ erfolgreich umgesetzt hatte. Unser Projektteam bestand nun aus der Oberschule Taucha, dem Landratsamt Nordsachsen, den AzubiProfis sowie KlickNet. Fortan trafen wir uns regelmäßig online zu Videokonferenzen, um das Projekt zu koordinieren.
Und jetzt wurde es erst richtig ernst! Wir brauchten nicht nur einen knackigen Namen und ein Logo für die Messe, sondern mussten alle Referent_innen darauf einstimmen, dass sie jetzt nur noch 15 Minuten Zeit an nur zwei möglichen Tagen hätten, und – nicht zuletzt auch –, dass alles 100% digital sein muss. Wir überlegten uns mehrere Ablaufpläne und Notfallszenarien, wie wir auch bei inhaltlichen, technischen und Datenschutz-Problemen die Präsentationen erfolgreich gestalten könnten. Die Ideen reichten von Referent_innen an ihren privaten Rechnern, dem Einsatz von Mobiltelefonen bis hin zu ganzen Filmen, bei denen Auszubildende an ihren Arbeitsplätzen interviewt werden könnten. Der Zeitplan wurde immer konkreter und die Terminierung musste funktionieren. Leider sprangen einige Referent_innen kurzfristig ab und wir mussten uns ans Telefon hängen, um Lücken zu füllen. Unglaublicherweise kamen dadurch letztlich noch mehr Unternehmen zur Messe als es ursprünglich geplant war. Denn dank der durchgeführten sechs technischen Tests und der inhaltlichen Beratung durch Grit Klickermann von KlickNet, konnten wir schnell das Vertrauen der Referent_innen und Unternehmen in die „YouZubi“ gewinnen. Nachdem KlickNet auch die Webseite fertiggestellt und gelauncht hatte, begannen wir ordentlich die Werbetrommel zu rühren: Wir verfassten Pressemitteilungen, platzierten uns auf Social Media, unser Informatik-Lehrer setzte uns auf die Schulhomepage, wir kontakteten Schulen in ganz Sachsen und baten schließlich auch Herrn Petzsch von IRIS e.V. um Hilfe bei der Weiterleitung von Informationen zur Messe an die Praxisberater_innen im gesamten Freistaat.
Eigentlich sah jetzt alles so aus, als würde uns nichts mehr im Wege stehen. Die YouZubi war gut vorbereitet und für unsere Schüler_innen konnte sie sogar als Präsenzveranstaltung in der Turnhalle stattfinden. Hierfür bekamen wir von der Stadt Taucha eine große Leinwand, eine Sound-Anlage und einen Großflächen-Projektor zur Verfügung gestellt. Zudem richtete uns die Firma F&E-Soft kostenlos die Technik für das notwendige WLAN ein. Wir machten die Raumplanung und erarbeiteten ein funktionierendes Hygienekonzept, das auch offiziell abgesegnet wurde – und dann, kurz vor der Messe, Schulschließung!
Jetzt wurde es nochmal richtig turbulent. Wir nutzten die verbleibenden Tage, unsere Schüler_innen persönlich über das Procedere der Anmeldung für die virtuelle Messe zu informieren und entwickelten mit unserer BO-Lehrerin, Frau Hennig, den Arbeitsauftrag, dass alle Teilnehmer_innen jeweils zu drei ausgewählten Unternehmen einen Ausbildungssteckbrief zu erstellen und im Vorfeld drei Fragen an je zwei Referent_innen zu formulieren hatten. Diese sollten sie uns dann per LernSax zusenden. Wir wiesen die Schüler_innen, in Absprache mit der Schule, außerdem darauf hin, dass die „YouZubi“ eine Pflichtveranstaltung sei und dass die Steckbriefe im Rahmen des WTH-Unterrichtes auch benotet würden.
Jetzt konnte die Messe steigen. 38 Unternehmen aus einem breiten Spektrum und auch unsere Berufsberaterin Frau Kaubisch von der Bundesagentur für Arbeit präsentierten sich an zwei Tagen in kreativen Live-Referaten, mit Powerpoint-Präsentationen, Azubi-Interviews und sogar selbst produzierten Filmen. Anschließend wurden die Fragen, welche im Vorfeld gesammelt wurden, beantwortet. Zusätzlich konnten die Schüler_innen auch den Live-Chat hierfür benutzen. Die professionelle Moderation übernahm Grit Klickermann von KlickNet in Co-Moderation mit Maria Janus von den AzubiProfis. KlickNet sorgte außerdem für den veranstaltungsbegleitenden technischen Support und stellte im Rahmen der Nordsächsischen Fachkräftesafari, die von der sächsischen Fachkräfteallianz unterstützt wird, das volllizenzierte Konferenztool Zoom-Webinar als Plattform für die „YouZubi“ zur Verfügung.
Über das Ergebnis haben wir uns dann alle sehr gefreut: Es gab insgesamt rund 800 Einwahlen von 28 Schulen in Sachsen. Im Durchschnitt haben 70 Teilnehmer_innen an einem Vortrag teilgenommen und an beiden Tagen waren jeweils 90 Schüler_innen aus Taucha dabei. An den Fragen im Chat konnte man gut sehen, dass sie ihren Arbeitsaufträgen nachkamen. Auch unsere Schulleitung und die Lehrer_innen, die uns bei allen Anliegen immer hilfreich unterstützten, waren mit dem Ergebnis höchst zufrieden. Was uns aber besonders freute und auch ein wenig überraschte, war das positive Feedback der Schüler_innen. Demgemäß haben die kurzen und prägnanten Einblicke in die Berufe bei ihnen nämlich nicht nur neues Interesse geweckt, sondern, was am wichtigsten ist, falsche Vorstellungen korrigiert. Auch virtuell ist es uns also gelungen, ein realistisches Bild von Berufsausbildungen zu vermitteln.
Gern möchten wir uns an dieser Stelle nochmals bei allen Akteur_innen bedanken, die zum Gelingen der „YouZubi 2020“ beigetragen haben.