Mehr als eine BO-Messe – die Schul-Skills der Sophienschule Colditz am 26.04.2023

Conny Schicketanz
Sophienschule Colditz
Bildungs- und Sozialwerk Muldental e. V. Colditz

 

Vier Jahre ist es mittlerweile her, dass unsere Schule aufgrund der Coronapandemie und ihrer Nachwehen zum letzten Mal die Schul-Skills durchführen konnte. Dies ist wahrlich eine lange Zeit, so dass wir am Anfang der Planung durchaus das Gefühl hatten, wieder von Neuem beginnen zu müssen. Ungeachtet dessen war unser Enthusiasmus, d.h. die Vorfreude und Bereitschaft beim gesamten BO-Team und der Schule, das Projekt gelingend umzusetzen, groß. Denn wir erinnerten uns noch sehr genau an die tollen Veranstaltungen, die wir seit 2014, als die Schul-Skills das erste Mal an der Sophienschule Colditz stattfanden, alljährlich durchgeführt hatten. Was uns schon damals angetrieben hatte und noch heute motiviert, ist die Idee, eine Unternehmensschau zu realisieren, die mehr ist als eine klassische Berufsorientierungsmesse.

Die Schul-Skills sind einem Motto verpflichtet: ‚Alles muss praktisch erfahren werden!‘ Selbstverständlich sollen sich die Unternehmen mit ihren vielfältigen beruflichen und ausbildungsbezogenen Angeboten präsentieren dürfen, aber sie haben den expliziten Auftrag, das, was sie vermitteln wollen, so darzubieten, dass die Schülerinnen und Schüler ins konkrete Tun kommen. Die Schul-Skills adressieren die mehr als 120 Jugendlichen unserer siebten, achten und neunten Klassen. Alle Teilnehmenden haben am Tag der Veranstaltung die Möglichkeit, an insgesamt vier Sessions à 60 Minuten mit Unternehmen teilzunehmen. Dabei dürfen sie sich zwei Betriebe selbst wählen, während ihnen die beiden anderen durch das BO-Team zugewiesen werden. Hierdurch haben wir als Planungsverantwortliche die Möglichkeit, den Schülerinnen und Schülern gut zu ihren Stärken passende Angebote zu machen, die ggf. auch quer zu den selbst präferierten (Mode-)Berufsvorstellungen liegen. So können wir auch Ideen der geschlechtersensiblen Berufsorientierung mit einbeziehen und lassen Schülerinnen verstärkt Erfahrungen im technisch-handwerklichen Bereich sammeln und Schüler sich in pflegerischen und sozialen Tätigkeitsfeldern erproben. Die Resonanz ist stets positiv und nicht selten passiert es, dass die Jugendlichen nochmals ganz anders über ihre beruflichen Vorstellungen nachzudenken beginnen. In den Einzelveranstaltungen mit den Betrieben werden Informationen zum Betrieb, den Berufsfeldern und Tätigkeiten, die Auszubildende einmal erwarten werden, vermittelt, vor allem aber wird praktisch getan und gewerkelt. Dabei ist es stets beeindruckend, wie kreativ die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind, um unseren Schülerinnen und Schülern – in einem ihnen zur Verfügung gestellten Unterrichtsraum – Tätigkeiten darzubieten, die die alltägliche Arbeit im Betrieb realitätsnah erlebbar machen.

Neben dem Praxisbezug gibt es ein weiteres wichtiges Kriterium bei den Schul-Skills, was v.a. die Auswahl der Unternehmenspartnerinnen und -partner betrifft. Denn wir möchten ausdrücklich den Betrieben unserer Region eine Präsentationsplattform bieten. Das dahinterliegende Motiv ist ein doppeltes und stellt sich bestenfalls als eine win-win-Situation dar. Zum einen ist es ein Anliegen des Projektes, dem allgemein bekannten Fachkräftemangel, der sich in ländlichen Regionen, wie der unseren, nochmals dramatischer darstellt, etwas entgegensetzen. So können und sollen sich Unternehmen aus dem näheren Umfeld als attraktive und verlässliche Arbeitgeber präsentieren können. Diese Maßgabe korrespondiert – zum anderen – damit, dass die Schülerinnen und Schüler, die nach ihrer Schullaufbahn in der Heimat bleiben wollen, auf die mitwirkenden Firmen aufmerksam werden und realistische Vorstellungen entwickeln können, sich später bei ihnen um einen Ausbildungsplatz zu bewerben. Dass dies durchaus gelingt, zeigt die Erfahrung, denn regelmäßig kehren ehemalige Schülerinnen und Schüler im Zuge der Schul-Skills an ihre alte Schule zurück, um nun als Auszubildende oder Beschäftigte hier ihren Betrieb zu repräsentieren.

Die Schul-Skills hielten in diesem Jahr auch eine Neuerung bereit. In der Evaluation zur Veranstaltung von vor vier Jahren wurde von zahlreichen Schülerinnen und Schülern der Wunsch geäußert, sich in Planung und Vorbereitung der Veranstaltung einbringen zu wollen. Dies haben wir ausdrücklich ernst genommen und in diesem Jahr konsequent umgesetzt.  Ein Großteil der Schülerinnen und Schüler haben Plakate gestaltet, Wegweiser zur besseren Orientierung im Schulhaus erstellt oder auch Geschenke für die teilnehmenden Unternehmen gebastelt. Es war für uns alle beeindruckend, zu sehen, mit welchem Engagement und welcher Hingabe sich die Jugendlichen mitunter über mehrere Wochen hinweg in die Planungs- wie Vorbereitungsarbeiten einbrachten und auf diese Weise zum Gelingen des Projektes beitrugen.

Dass die Schul-Skills nach längerer Pause auch im Jahr 2023 ein voller Erfolg waren, wurde uns nicht nur von den insgesamt 19 teilnehmenden Unternehmen und der begeisterten Schülerschaft gespiegelt, die in der gemeinsamen Abschlussrunde allen an der Vorbereitung Mitwirkenden tosend applaudierten, sondern auch von den zahlreichen nicht-schulischen Gästen. Im Rahmen des mittlerweile routinemäßig durchgeführten Rundgangs für alle ‚Externen‘ verschafften sich Vertreterinnen und Vertreter des Sächsischen Staatsministerium für Kultus, der Agentur für Arbeit, des Projektbüros Praxisberaterinnen und Praxisberater an Schulen, der regionalen Koordinierungsstellen Nordsachsens und des Landkreises Leipzig sowie viele weitere interessierte Akteure der (über-)regionalen Berufsorientierung einen Einblick in die Schul-Skills und waren mehr als angetan davon, wie sich die Jugendlichen facettenreich und praktisch in den unterschiedlichsten Berufsfeldern erprobten.

Die vielen positiven Feedbacks, aber vor allem die geweckte Neugier auf spannende Berufe bei regionalen Unternehmen motivieren uns darum schon heute, sich mit der Planung der Schul-Skills an der Sophienschule Colditz im kommenden Jahr zu beschäftigen.