Berufsorientierung im Leistungssport - Plan B

Vom 5. Dezember 2022 bis 16. Dezember 2022 fanden an der SportOberschule Leipzig zum ersten Mal zwei besondere Wochen der Berufsorientierung statt - maßgeschneidert auf Schülerinnen und Schüler von zwei achten Klassen, die parallel zur Schule im Hochleistungssport aktiv sind. Denn auch Profisportlerinnen und Profisportler brauchen einen Plan B.

Wir Praxisberatende haben zusammen mit den BO-Lehrkräften der Schule sowie unserer Berufsberaterin von der Agentur für Arbeit ein abwechslungsreiches Programm ausgearbeitet.

Am ersten Tag standen die Wunschberufe einer und eines jeden Einzelnen im Vordergrund. Wer noch keine konkrete Idee hatte, konnte sich anhand verschiedener Übungen zur Berufsfindung und Recherche mithilfe von iPads und VR-Brillen einen Beruf aussuchen. Diese Wunschberufe präsentierten sich die Jugendlichen gegenseitig in Form eines Plakates und stellten sie in einer Galerie aus. Am darauffolgenden Tag waren die Vermittlung von Grundwissen über Bewerbungsverfahren in der freien Wirtschaft sowie das Schreiben von Lebensläufen und Bewerbungen Thema.

Nach diesem eher theoretischen Teil stiegen wir dann in die Praxis ein. An zwei Tagen besuchten uns vier Firmen bzw. Einrichtungen in der Schule, um über ihre Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten sowie Bewerbungsprozesse zu informieren. So zeigten uns z.B. Mitarbeitende der Firma Zimmer und Hälbig GmbH aus dem Bereich Klima-, Sanitär- und Heizungstechnik am echten Beispiel – dem technischen Versorgungsraum unserer Schule, den diese Firma auch wartet –, wie die dortige Technik funktioniert und überwacht wird. Zwei BA-Studentinnen der Agentur für Arbeit und Mitarbeiterinnen der Landesdirektion Sachsen führten uns in das Universum der Berufe im Bereich Verwaltung ein.

Einen sehr beliebten Wunschberuf an unserer Schule – „Physiotherapeutin bzw. Physiotherapeut mit sporttherapeutischem Schwerpunkt“ – stellte uns die Johanniter-Akademie vor. Eine ehemalige Schülerin der SportOberschule und derzeitige Auszubildende begleitete deren Team zur Unterstützung. Auch hier ging es ausgesprochen praktisch zu.

Aber natürlich wollten wir auch einen realen Einblick in verschiedene Unternehmen gewinnen. Sieben Firmen und Institutionen hatten sich bereit erklärt, ihre Pforten zu öffnen und uns etwas praktisch ausprobieren zu lassen. So besuchten wir u.a. zwei Firmen aus dem Bereich Technik. Die Fahrt zur Siemens AG sollte Schülerinnen und Schüler ansprechen, die sich für die Hochtechnologie interessieren und ihre berufliche Zukunft in den Bereichen Automatisierung, Elektronik und künstliche Intelligenz sehen. Nachdem wir die Firmengeschichte gehört hatten und ihre Internationalität beleuchtet wurde, bekamen wir technisch-praktische Aufgaben.

Die Firma Draexlmaier Group ist namentlich weniger bekannt, allerdings produziert sie weltweit mit über 70.000 Mitarbeitenden Elektro-Motoren, Bordnetze und unterschiedlichste Elektronikkomponenten für Fahrzeughersteller der gehobenen Klasse. Im Batteriewerk Leipzig werden in erster Linie „Mechatronikerinnen und Mechatroniker“ ausgebildet. Was diese alles lernen, konnten wir an drei Stationen sehen und ausprobieren: das Löten, die Herstellung elektronischer Schaltungen sowie die Fertigung pneumatischer Schaltungen.

Eine weitere Gruppe hatte die Möglichkeit, die gerade neu renovierte Hauptfeuerwache Leipzig zu besuchen. Hier standen die Ausbildungsberufe „Brandmeisteranwärter/-in“, „Notfallsanitäter/-in“ und „Brandoberinspektorenanwärter/-in“ im Fokus. Nach einer Führung durch das imposante und auf den technisch neuesten Stand gebrachte Gebäude durften wir in der Fahrzeughalle verschiedene Fahrzeuge von innen und außen unter die Lupe nehmen.

Einen Einblick in den Beruf des „Erziehers bzw. der Erzieherin“ lieferten die Dozentinnen und Auszubildenden der Euro Akademie Leipzig. Anhand von Beobachtungsaufgaben von Kindern und Jugendlichen in verschiedenen Handlungssituationen, der Planung pädagogischer Angebote sowie des Leistens Erster Hilfe am Kind konnten wir ein wenig in diesen Beruf eintauchen.

Wo kommt eigentlich unsere Energie her, und zwar an 7 Tagen die Woche, rund um die Uhr? Diese und noch weitere Fragen konnten uns ganz konkret während des Besuchs bei den Stadtwerken Leipzig beantwortet werden. Der Werksleiter erklärte die Funktion eines Gas- und Dampfturbinenkraftwerkes, stellte die hiesigen Ausbildungsmöglichkeiten vor und führte durch die verschiedenen Abteilungen des Werks sowie die Werkstätten der „Schlosser/-innen“, „Elektriker/-innen“ und „MS-Techniker/-innen“.

Viel zu sehen gab es auch bei MaXxPrint, einer Digitaldruckerei, die sich auf großformatige Drucksachen aller Art spezialisiert hat. Besonders beeindruckend während der Führung durch das Unternehmen waren die riesigen Drucke von Stoffbannern und Fahnen, die in der eigenen Näherei verarbeitet werden. Neben der Ausbildung zum bzw. zur „Mediengestalter/-in Digital Print“ gibt es hier zahlreiche weitere Jobmöglichkeiten.

In der Deutschen Nationalbibliothek erfuhren wir dann alles über die beiden Ausbildungsberufe „Fachangestellte/-r für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Bibliothek“ und „Fachinformatiker/-in, Fachrichtung Systemintegration“. Nach einigen praktischen Übungen mit den Azubis vor Ort wurden wir durch die einzigartigen historischen Räume geführt.

Wichtig war es uns als Planungsteam, auch die beruflichen Schulen mit einzubeziehen. Einige werden vielleicht noch das (Fach-)Abitur ablegen, während die Mehrzahl neben dem praktischen Arbeiten noch eine Berufsschule oder Berufsfachschule besuchen muss. Darum haben wir uns auch solche nochmals intensiv angeschaut. So besuchte eine Gruppe die Außenstelle der Karl-Heine-Schule, in welcher der Schwerpunkt auf der Ausbildung als „Kfz- und Zweiradmechatroniker/-in“ liegt. Hier konnte man sich die zugehörigen Werkstätten anschauen und auch etwas praktisch ausprobieren. Im Beruflichen Schulzentrum Schkeuditz konnten die Schülerinnen und Schüler die Ausbildung einiger Technik- und Handwerksberufe hineinschnuppern. Eine Besonderheit der Schule ist die angebotene Ausbildung zum „Glaser“ bzw. zur „Glaserin“, welche im Schulzentrum Schkeuditz als einzige in Mitteldeutschland möglich ist. Die dritte Gruppe war schließlich zu Gast in der Fachoberschule der Rahn-Education in der Kochstraße, einem langjährigen Kooperationspartner unserer Schule. Hier informierte man uns ausführlich über die vier Ausbildungsrichtungen Gesundheit und Soziales, Technik, Wirtschaft und Verwaltung sowie Gestaltung.

Als Resümee unseres Projektes bleibt festzustellen, dass die erarbeiteten Bewerbungsunterlagen, die Internetrecherche nach potenziellen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern, die Routenplanung zu den zahlreichen besuchten Standorten, das Kennenlernen von verschiedenen Unternehmen wertvolle Erfahrungen darstellen und wichtige Schritte für alle teilnehmenden Schülerinnen und Schüler waren, sich selbständig in der Berufswelt zu orientieren, um als Leistungssportlerin und Leistungssportler auch einen Plan B zu haben.