Vortragsreihe "Modularbeit unter Coronabedingungen – gelingende und anregende Praxis" in der Region Leipzig

Die aktuellen Gegebenheiten, wie sie sich aus dem Umstand der sachsenweiten Schulschließungen aufgrund der Coronapandemie ergeben haben, fordern auch die Praxisberatung in besonderer Weise heraus. Die unmittelbare Arbeit mit den Schüler:innen der Klassenstufen sieben und acht am Ort Schule sind schon seit längerer Zeit nicht mehr möglich, ebenso wie Vorhaben, gemeinsam mit ihnen Betriebe und Berufsfelder zu erkunden, sie bei freiwilligen Ferienpraktika zu unterstützen oder aber Berufsschulzentren aufzusuchen. Diese Herausforderungen wiegen schwer, weil auf diese Weise dem innovativen Potenzial der Praxisberatung, nämlich Schüler:innen unmittelbare Lern- und Erfahrungsräume zu erschließen, auf den ersten Blick der Boden entzogen scheint. Ungeachtet dessen sind Praxisberater:innen in hohem Maße bemüht und engagiert, die Projektteilnehmer:innen bei der Entwicklung ihrer individuellen Berufswahlkompetenz, auch unter den aktuellen Problemverhältnissen, zu unterstützen.

Einen Einblick in die vielfältigen Aktivitäten, das Engagement und innovative Ideen von Praxisberater:innen bei der Projektumsetzung lieferte eine im März 2021 vom Projektbüro „Praxisberater an Schulen“ für die Region Leipzig organisierte dreiteilige Vortragsreihe unter dem Titel Modularbeit unter Coronabedingungen – gelingende und anregende Praxis. Für die Inhalte der Veranstaltungen zeichneten dabei nicht nur Praxisberater:innen aus der Region Leipzig verantwortlich, auch aus den weiteren LaSuB-Regionen Zwickau, Chemnitz, Dresden und Bautzen konnten Refent:innen gewonnen werden, die anregend von ihrer kreativen Projektarbeit berichteten.

Am ersten Veranstaltungstag präsentierte einführend Anja Wolfram (SUFW e.V. Dresden) von der Oberschule in Dresden Weißig ihre gemeinsam mit Onkel Sax durchgeführte digitale Berufsorientierungsmesse, wodurch nochmals vor Augen geführt wurde, wie wichtig gut aufgebaute Beziehungen zu den schulischen Akteur:innen, aber auch zu Kooperationspartner:innen sind, um auch gegenwärtig größere Projekte umzusetzen. Sara Zönnchen (AWO Kinder- und Jugendhilfe gGmbH) von der Melli-Beese-Oberschule in Dresden, setzte in ihrem Vortrag bei der Herausforderung an, aktuell für die Teilnehmer:innen sichtbar zu bleiben. Sie plädierte entsprechend dafür, auch niedrigschwellige Lernangebote vorzuhalten, die den Schüler:innen bestenfalls Spaß machen und einen regelmäßigen Austausch mit ihnen ermöglichen. Zwei ihrer dahingehenden Projekte stellte sie auf sehr anregende Weise vor. Heike Petereit (FAW Bautzen), Praxisberaterin an der Freien Oberschule Boxberg/O.L., setzte mit der Vorstellung einer Variante des „Berufestammbaums“ den dritten Impuls des Tages. Ihre Ambition war es nicht zuletzt, das eigentlich in Präsenz stattfindende Projekt nicht ausfallen zu lassen, sondern das Vorhaben so zu modifizieren, dass die Umsetzung auch virtuell gelingt. Dies ist ihr, so zeigte die Darstellung, zweifelsfrei gelungen. Den Abschluss des ersten Tages gestalteten Annett Jakob und Claudia Schröder von der RKO Leipzig, die die mittlerweile durchaus breite Palette an digitalen Berufsorientierungsangeboten in der Stadt Leipzig nochmals dezidiert vorstellten und dafür warben, dass diese noch stärker, auch von Praxisberater:innen, genutzt werden.

Am zweiten Veranstaltungstag wurde der Fokus v. a. auf Darstellungen gelegt, welche am Problem ansetzen, dass gegenwärtig keine Betriebserkundungen stattfinden können. So stellte Enrico Grimmer (bam GmbH) von der Oberschule in Nünchritz ein Projekt vor, das sich als „Online-Berufserkundung“ versteht und ein jährlich in Präsenz durchgeführtes 3-Tages-Programm bestmöglich zu substituieren versucht. Auch das Projekt von Enrico Mann (CJD), Praxisberater an der Oberschule des Friedens in Ehrenfriedersdorf, setzt an der Erkundungsidee an. Seine „Beruferecherche“ legt den Schwerpunkt darauf, dass die Projektteilnehmer:innen via Internet Berufsfelder und Ausbildungsbereiche unter ganz konkreten Fragestellungen recherchieren. Dabei ist es ihm auch wichtig, dass die Ergebnisse in ansprechender digitaler Form abgegeben werden, wodurch das Projekt, ganz im Sinne der Maßgabe einer fächerübergreifenden Berufsorientierung, auch an den Informatikunterricht Anschluss sucht. Das Projekt, welches von Bernhard Zinke (FAW Plauen) – Oberschule Treuen – vorgestellt wurde, setzt einen ähnlichen Fokus, allerdings hat der Praxisberater die Schüler:innen im Rahmen seiner Konzeptionsidee zu einer tatsächlichen „berufsorientierten Erkundung des Sozialraum“ eingeladen. Die Teilnehmenden sind im Rahmen seines Vorhabens aufgefordert, nach draußen zu gehen, dort Betriebe zu entdecken und – auf allen möglichen Wegen – bestimmte Informationen zusammenzutragen. Im tagesabschließenden Beitrag von Stephanie Kirsche (ZAW Leipzig) wurde ein Projekt vorgestellt, das die Praxisberaterin seinerzeit noch in Präsenz durchführen konnte, welches aber durch den Fokus auf die Kleingruppenarbeit anschlussfähig an das perspektivische Arbeiten unter Coronabedingungen sein dürfte. Frau Kirsches Workshop stellt die Frage: „Stärken und Berufe – wie gehört das zusammen?“ und lädt die Schüler:innen dazu ein, sich in selbstreflexiver wie auch diskutierender Weise mit den eigenen Stärken auseinanderzusetzen und diese dann mit den möglichen Berufsfeldern und etwaigen beruflichen Vorstellungen abzugleichen

Den Abschlusstag gestalteten schließlich Diana Fettin (ZAW Leipzig) von der Petri-Oberschule Leipzig, Maren Kunz (ZAW Leipzig), Praxisberaterin an der 125. Oberschule in Leipzig, Alexander Schindler (Transfer GmbH Leipzig) von der Oberschule Taucha sowie abermals Anja Wolfram aus Dresden. Die dargebotenen Vorträge bildeten nochmals einen bunten Blumenstrauß gelingender Praxis. So stellte Diana Fettin ihr engagiertes Projekt einer abwechslungsreichen „BO-Woche“ mit Schüler:innen der Klassenstufe 8 vor, während Alexander Schindler sehr plastisch und detailliert die Umsetzung einer aufwendig gestalteten digitalen BO-Messe aufzeigte. Anja Wolframs zweiter Beitrag im Rahmen der Vortragsreihe konzentrierte sich zum einen auf die Vorstellung ihres „BO-Padlets“, mit dessen Hilfe sie die Angebote für die Schüler:innen in sehr strukturierter Weise aufbereitet und an diese übermittelt. Zum Zweiten stellte die Praxisberaterin aus Dresden nochmals ein konkretes Projekt vor, nämlich die Umsetzung von „digitalen Bewerbungsgesprächen“, das die Schule ebenfalls in Kooperation mit Onkel Sax realisieren konnte. Eine besonders innovative Idee stellte ebenso Maren Kunz vor. Vor der Herausforderung stehend, inmitten des Lockdowns an die Schule gekommen zu sein, hat sie ein Vorstellungsvideo zu ihrer Person gedreht und im Zuge dessen die Schüler:innen sehr erfolgreich für eine Kontaktnahme und darauf folgende Teilnahme an den Auswertungsgesprächen zur Potenzialanalyse sensibilisieren können.

Die im Rahmen der Vortragsreihe zur Darstellung gebrachten Projekte stellen, dies zeigt sich immer wieder bei unseren virtuellen Vor-Ort-Gesprächen, lediglich eine kleine Auswahl an innovativen Ideen dar, die Praxisberater:innen in den zurückliegenden Monaten entwickelt haben, um Schüler:innen in Bezug auf ihre berufliche Orientierung zu unterstützen. Entsprechend hoffen wir sehr, dass sich abermals Räume und Zeiten des konstruktiven und anregenden Austauschs hierüber finden lassen.

Das Projektbüro „Praxisberater an Schulen“ möchte sich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei allen Refernt:innen der Veranstaltungsreihe bedanken. Ebenso geht ein Dank an Ines Filler und Marisa Hausmann (ASG Leipzig) von der Apollonia-von-Wiedebach-Schule in Leipzig, die sich kurzfristig bereit erklärt hatten, im Nachgang der Vortragsreihe eine Fragerunde zu Lernsax zu gestalten bzw. zu verantworten. Auch hier zeigten sich eine große Expertise und ein Interesse daran, andere Praxisberater:innen am aufgebauten Wissen kollegial und trägerübergreifend teilhaben zu lassen.


Bei Rückfragen können Sie uns gern ansprechen: Projektbüro Praxisberater.